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Landwirtschaftliche Gruppenberatung

Im AnpaG-Projekt wird kollegiale Gruppenberatung als ein methodisches Format der landwirtschaftlichen Beratung erprobt. Doch was ist und wie funktioniert Gruppenberatung in der Landwirtschaft?

Landwirt*innen beraten Landwirt*innen:
Die Gruppe als Beratungsinstrument nutzen

Das Grundprinzip der kollegialen Gruppenberatung lautet: Landwirt*innen helfen einander gegenseitig, ihre betrieblichen Herausforderungen zu lösen – als Gruppe im moderierten Austausch durch eine*n professionelle*n landwirtschaftliche*n Berater*in.

Dazu treffen sie sich in regelmäßigen Abständen für einen Tag auf dem Betrieb eines jeweils wechselnden Gruppenmitglieds und beraten über mögliche Lösungen für ein spezifisches Anliegen, das dieses Mitglied im Vorfeld des Treffens eingebracht hat.

Dieses Vorgehen ist inspiriert durch erprobte Formate wie Farmer Field Schools und Stable Schools, durch den systemischen und lösungsorientierten Beratungsansatz sowie Ansätze der Moderation und Gruppendynamik.

Henrike Rieken/AnpaG – CC BY 4.0

Umsetzung der Gruppenberatung in AnpaG

In AnpaG wird dieses Konzept in vier thematisch verschiedenen Gruppen von je maximal zehn Landwirt*innen umgesetzt (Gemüsebau, Kartoffelbau, Grünland und Unkrautregulierung im Ackerbau). Jede Gruppe wird durch ein bis zwei professionelle Agrarberater*innen begleitet. Anders als in der einzelbetrieblichen Beratung profitieren die Landwirt*innen hierbei nicht nur von der Dienstleistung der Berater*innen, sondern vor allem vom kollegialen Austausch miteinander. Die Berater*innen sind vor allem moderierend tätig und bringen ihr Wissen nur auf den expliziten Wunsch der Mitglieder ein.

Die Agrarberater*innen werden durch ein im Projekt entwickeltes und durchgeführtes Training in Methoden der Gruppenberatung qualifiziert und wenden diese Methoden in denAnpaG-Gruppen an. Im Zuge des Beratungsprozesses reflektieren die Projektmitglieder, die Berater*innen und die Gruppen die angewandten Methoden und passen sie an die Bedarfe der Gruppen an.

Die Stärken des Verfahrens der kollegialen Gruppenberatung

  • Durch das strukturierte Vorgehen bei der kollegialen Gruppenberatung wird das Erfahrungswissen der beteiligten Akteure gehoben und für die lösungsorientierte Arbeit an der eingebrachten Schlüsselfrage des gastgebenden Betriebs nutzbar gemacht.
  • Durch die gezielte Einbeziehung der Beteiligten gewinnt die Lösungsarbeit an Praxisnähe.
  • Die Moderation durch den*die Berater*in sorgt dafür, dass die Lösung stets im Handlungsrahmen des*der Gastgebers*in liegt, also dafür, dass es eine für ihn*sie praktikable Lösung ist

Voraussetzungen

Damit kollegiale Gruppenberatung in der Landwirtschaft gelingt, ist ein vertraulicher Rahmen ebenso essentiell wie die Bereitschaft aller Beteiligten, offen über betriebliche Fragen zu sprechen, Herausforderungen zu teilen sowie Neugier und Lernbereitschaft.

Weiterhin braucht es ein gemeinsames Themenfeld, das alle betrifft und woran alle teilnehmenden Landwirt*innen Interesse haben, betriebsindividuell zu arbeiten.

Der*die professionelle Berater:in verfügt über fachliche Expertise zu diesem Themenfeld und ist darüber hinaus gleichermaßen qualifiziert in Methoden der Prozessbegleitung, Gruppendynamik, lösungsorientierter Beratung und Moderation. 

Die Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass die Mitglieder sich für einen (längeren) Zeitraum binden (feste Gruppe) und bereit sind, sich aktiv auf das Format einzulassen.